Montag, 15. Juni 2015

Altenburg - Paarstaffelmarathon

Samstag morgen (gefühlt mitten in der Nacht), 6:30 Uhr. "Top motiviert" geht es mit dem Radl zum Vereinsgebäude, von wo aus fast das ganze DHfK-Team zum Skatstadt-Altenburg Marathon startet. Erst anderthalb Wochen zuvor hat man mich für die Paarstaffel überredet. Ich konnte ja nicht ahnen, was mich erwartet ...

Zusammen mit René waren wir das voraussichtlich schnellste Männerteam vom SC DHfK Leipzig. Nun galt es zu schauen wer noch so mit macht und vor allem wie gut wer drauf ist. Eine drückende Schwüle empfängt uns nach einer hitzigen Hinfahrt, das kann ja was werden. René macht die erste Hälfte und wollte so nach 1:35h da sein. Zusammen mit den anderen Zweitläufern warte ich auf die Ersthälftenbezwinger ... und zwar deutlich länger als erwartet. Fix und fertig sahen sie alle aus. Nur René wollte einfach nicht kommen. Hoffentlich ist nix passiert. Die anderen Staffeln ziehen davon, das erste Männerteam ist schon bei ca. 1:25h durch. Nach 1:43h dann die Erlösung. Scheint alles soweit in Ordnung, zumindest den klimatischen Umständen und der Streckenbeschaffenheit entsprechend. 
Meine ursprüngliche Taktik war, nur soviel zu investieren, wie für eine gute Platzierung notwendig ist. Nun hatte die führende Männerstaffel bereits 18 Minuten Vorsprung und der zweite Läufer sah auch eindeutig nach Sub 1:30 aus. Aber bei dem Wetter und der Strecke war ein krasses Einbrechen durchaus möglich - also doch wieder Vollgas! :)
In der ersten Kurve haut's mich fast in die Absperrung, aber wie in der Formel 1 üblich reichen ja mithin auch weniger als 1mm Abstand. Hoch und runter auf Kopfsteinpflaster - ich liebe es! Alle mühen sich deutlich sichtbar mit ihrem Schicksal ab, aber bei mir läuft's ganz gut. Berghoch wirkt der Verstand als unbestechlicher Tempomat und bergab wird die Sau rausgelassen - liegt mir irgendwie. Die Staffeln die nur 2-3 Minuten Vorsprung hatten waren schon nach den ersten 4 Kilometern eingesammelt. Dann wurde es deutlich ruhiger auf der Strecke. Immer wieder stellt sich dezent die Frage, ob man aktuell noch auf der offiziellen Wettkampfstrecke rumtrampelt, bevor die nächste erlösende Markierung kommt. Aber durch die Einsamkeit ermöglicht sich ein kleiner Blick in den eigenen Körper um auszuloten was heute drin ist und vor allem auch was nicht drin ist. Komfortabel hart und schnell muss es sein - also möglichst effektiv Meter machen. Nach und nach kann ich weitere Staffelläufer und auch Marathonläufer einholen und überholen. Gerade bei den krassen, kaum laufbaren Anstiegen in der prallen Sonne und dieser Luftfeuchtigkeit jenseits von gut und böse gönne ich mir - im Nachhinein vollkommen richtig - ordentliche Tempoentschärfungen. Getränkestände werden nur für jeweils ein paar kleine Schlucke bei vollem Lauftempo genutzt. Den Flüssigkeitsverlust ausgleichen zu wollen ist heute wohl weniger zielführend als den Rythmus zu halten. Bin ja eh der Wenig-Trinker unterwegs. 
Das Konzept geht bestens auf. Schon nach ca. 10 km bin ich auf Rang zwei der Männerstaffeln angekommen. Jetzt stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Restchance bewahren und ein wenig Risiko gehen? Die anderen überholten Staffelläufer waren allesamt deutlich langsamer unterwegs - von da droht kaum Gefahr. Staffellauf integriert ja auch ein wenig Verantwortung für das Team - in dem Fall also dem frisch verheitrateten René. Verwinkelter Kurs - ein Wetter zum tot umfallen - gnadenlose Anstiege, krasses Kopfsteinpflaster und so gut wie keine Chance auf Erfolg - also was solls: Angriff!!! 
Ich gebe zu, die entsetzten Gesichter und Kommentare der nun zu überholenden Halbmarathonläufer (sind mit ca. 40 Minuten Vorsprung gestartet) haben auch ordentlich motiviert. Egal welcher steile Anstieg vom Veranstalter in den Kurs geschmissen wurde - es wurde eisern durchGELAUFEN. Und zwar nicht gerade langsam. Alles war wie im Film, nur zeichnete sich zunehmend ab, dass das ganz große Happyend ausbleiben würde. Nach ca. 1:23h ging es dann gemeinsam mit René über die Ziegerade. Die drittschnellste Halbmarathonzeit (ohne Vincents Durchgangszeit ;) ) des Tages - perfekte Renneinteilung würde ich mal sagen. :D
Im Ziel klärt sich dann auch die Frage nach dem Vorsprung des Siegerteams - ca. 4:20 min. Doch recht deutlich, auch wenn ich den Vorsprung um ca. 13:40 min verkürzen konnte. Nach dem Lauf hab ich dann erstmal richtig aufgetankt. Wenn ich nicht an Wahrnehmungsstörungen gelitten habe, sollten es locker 4 Liter (vor allem Cola und sonstige Brause) gewesen sein. Man, hatte ich den Rest des Tages zu tun - und dann war auch noch Sebastians Polterabend, da hab ich dann nicht sonderlich lange durchgehalten. Am nächsten Tag war ja Markkleeberger Seelauf. :)

Nun die entscheidende Frage: kann man Altenburg empfehlen? Erhliche Antwort: man muss vollkommen bescheuert sein mitten im Sommer DIESE Strecke möglichst schnell zu laufen - also klares JA!!! Scheiß auf Strongman und den ganzen kommerziell ausgelutschten Kram - ab nach Altenburg und volle Pulle durchziehen - das ist wahrer Männersport, auch für Frauen!


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