Montag, 27. November 2017

Erfolgreiche Klassenfahrt zum Frankfurt Marathon (2:48:10h)


Die Vorbereitung war vergleichsweise kurz, die Motivation jedoch hoch. Somit wollte (musste) ich in der Vorbereitung und beim Wettkampf mal ein paar neue Dinge ausprobieren. Das theoretische Lauftraining war kein Geheimnis, hab ich ja vereinsintern indirekt als Rahmentrainingsplan verteilt. In der Praxis waren insbesondere die langen Läufe nach einem wunderschönen aber vollständig sportfreien, dreiwöchigen Kanada-Urlaub eine echte Hürde. Die langen Läufe nach Kanada mal im Detail:

  • 09.09. 9 km in 4:34 min/km, erster „Lauf“ nach der Pause. Trampeln ohne Gefühl - bis auf die Sehnsucht, dass es doch hoffentlich bald vorbei ist. Die Herzfrequenz im Bereich eines 10km-Wettkampfs.
  • 17.09. 22 km in 4:46 min/km, so schön die Zahlen aussehen, mir geht es hunde-elend
  • 24.09. 33 km mit Oberholzer Lauf von Kilometer 13 bis 23 in 3:58 min/km. Der Rückweg nach Hause im gequälten 6er Schnitt, die letzten 2 Kilometer habe ich nicht mehr geschafft. Walking bei Nieselregen und Kraftlosigkeit. Ein Traum. Die Badewanne war toll!
  • 30.09. Dieses Wochenende kein langer Lauf, stattdessen als Pacemaker beim BMW-Lauf über die 10 Kilometer. Geplant war den langen Lauf am Montag nachzuholen, jedoch scheiterte dieser Versuch nach 18 Kilometern. Kraft- und lustlos vom Cossi 4 km nach Hause wandern. Läuft ja prima …
  • 8.10. 32 km in 5:26 min/km. Langsam aber vom Gesamteindruck unauffällig. Wie die letzten Wochen auch mit Problemen in den Sprunggelenken ab ca. 20 km. Die Gelegenheit zum ergänzenden Mountainbiken genutzt und Freitag und Samstag damit in Summe 5h den Fettstoffwechsel auf dem Rad trainiert.
  • 15.10. 32 km in 4:49 min/km. Bis auf die Fußprobleme eigentlich ganz gut. Wie letztes Wochenende wieder mit dem MTB unterwegs gewesen. Also für einen Radmarathon bin ich fit, so tiefenentspannt und zeitgleich schnell war ich auf dem Rad noch nie unterwegs. Das Ganze quasi nüchtern.
  • 22.10. 21 km in 4:48 min/km. Bis Kilometer 15 ein grandioser Lauf, danach streikten mal wieder die Sprunggelenke. Von den geplanten 30 Kilometern lieber nur die „kleine „ Runde umgesetzt. Ein Abwägen aus Kosten und Nutzen. Auch wenn die Formkurve nicht eindeutig ist, was die zweite Hälfte beim Marathon zu erwarten lässt, wollte ich zumindest den Start nicht aufs Spiel setzen. Die 2,5h auf dem MTB am Freitag waren wieder grandios.
  • 29.10. Raceday!
Ich will an der Stelle aber nicht verschweigen, dass die Tempoeinheiten unter der Woche in der Trainingsgruppe, insbesondere mit Roberto, sehr gut und auch in einem sehr vernünftigen Rahmen verliefen. Zudem stimmten die Wochenkilometer mit einer sehr peniblen Trainingsplanung und Umsetzung für die optimale Steigerung in den Bereich um die 100 Kilometer. Es musste alles an persönlicher Erfahrung und Trainingstheorie herhalten, um auf Kurs zu kommen und zu bleiben. Auch das Athletiktraining konnte ich sehr effektiv an die Gesamtsituation anpassen. Ohne dieses Hintergrundwissen, wäre das alles nicht gut gegangen. Die Probleme am Fuß zeigen auch, dass es die körperliche Grenze des Formaufbaus war. Manchmal gehört eben auch sehr viel Glück dazu. Zudem ist es definitiv keine Variante, die man mehrmals hintereinander durchführen sollte. Also ihr Kinder da draußen: Bitte nicht nachmachen!
In höchster Not nach Auswegen bzgl. der Fußschmerzen suchend, hab ich mir am Dienstag vor dem Marathon noch ein paar weiche Einlegesohlen im Leipziger Laufladen besorgt. Schön im Alltag die Wettkampfschuhe mit besagten Einlagen eingetragen, half dies anscheinend. Zumindest hab ich seitdem keine Probleme mehr. Auf die Idee hätte man natürlich deutlich eher kommen können.
Beim Wettkampf in Frankfurt dann ernährungstechnisch die spartanische Variante gewählt. Bis km 30 nur ein paar Schlückchen Tee und dann der Griff zur Cola. Das Geheimnis ist das Mischungsverhältnis: 9/10 Aufnahme über die Gesichtshaut und Brustkorb, 1/10 über den Mund. Hat anscheinend gut geklappt. Als Motivationshilfe dienten Roberto und Peter Schumann. Der eine zog von vorn (das kannst du dir doch nicht bieten lassen!), der andere schob von hinten (alle beide vor mir – niemals!!!!). Konnte man sich morgens bei peitschendem Wind mit reichlich Regen kaum auf den Füßen halten, so besserte sich die Gesamtsituation bis zum Start deutlich. Ein riesen Dankeschön an dieser Stelle an die vielen Helfer! Das war echt nicht leicht!
Der Wind war aber weiterhin relevant. Der Start war sehr turbulent, zumindest nach dem Gruppenkuscheln im Startblock. Umherrollende Plasteflaschen und frei schwebende Plastikfolien kreuzten den Weg. Sehr viele Stürze musste ich mir ansehen. Mich selbst hätte es auch fast gelegt. Irgendwie blieb ich von Auswirkungen verschont und alles sortierte sich im Laufe der ersten 10 Kilometer. Ziel war es möglichst unter 4:00er Schnitt zu bleiben und auf das Überraschungspaket „Zweite Hälfte“ hinzuarbeiten. Bei Halbmarathon wurde es etwas zäh mit dem Gegenwind. Irgendwo im Nirgendwo zwischen den Grüppchen mit Windschatten. Die Halbmarathon-Durchgangszeit war mit 1:22:06 sogar etwas zu schnell.
Wenn man einen Marathon mal aufgeben musste und ein Jahr danach bei der gleichen Veranstaltung wieder startet, gibt es diesen Moment wenn man der Ausstiegsstelle näher kommt. Wenigstens weiter als letztes Jahr zu kommen, ist dann doch ein kleiner Sieg. :D Souverän dran vorbei, obwohl auch der heutige Ausgang des Rennens sehr schwer einzuschätzen ist. Auf der Mainzer Landstraße hab ich dann mein schnell schlagendes Herz in die Hand genommen und es einfach mal versucht. Rein von den Zwischenzeiten her, war sogar Bestzeit nicht ausgeschlossen. Versuch macht klug und manchmal wird Größenwahn ja auch belohnt. Druck machen bis es nicht mehr geht. In der Innenstadt ging dann im kühlen Schatten und unregelmäßigem Wind ab Kilometer 38 muskulär nicht mehr viel. Die Kilometer ziehen sich in die Länge wie es nur ein Marathon erlebbar macht. Aber zum 4er Schnitt und 2:48:10h hat es dann zum Glück doch noch gereicht. Ein versöhnlicher Abschied aus der Metropole am Main.
Viele DHfKler konnten ihre Ziele souverän erfüllen und vor allem ist keiner verletzt worden. So schlecht war das Trainingskonzept also nicht. Respekt an Tina, die im richtigen Moment ausgestiegen ist – genau das gleiche Schicksal ereilte mich ja letztes Jahr. Der Höhepunkt des Tages war dann noch Sandras Silbermedaille in ihrer Altersklasse im Rahmen der Deutschen Meisterschaften, da kann man nur den Hut ziehen. Herzlichen Dank an Peter Schütze und Mike Kaczmareck für dieses wieder einmal hervorragend gelungene Gesamtpaket.