Samstag, 15. März 2014

..., dann eine Erholungswoche nach Greifscher Art, ...

Die Vorbereitung für den Leipzig Marathon läuft ohne Gnade weiter. Inzwischen ist es Mitte März und es gibt doch tatsächlich mal etwas, was es schon lange nicht mehr gab. Eine Erholungswoche. 7 Tage Füße hoch und raus die Chips? Nein natürlich viel besser...

Ein Halbmarathon steht an. Idealerweise sollte dieser 4 Wochen vor dem großen Rennen stattfinden. Also ganz einfach Google fragen und dann das schönste Event raussuchen ... Denkste! Die Auswahl innerhalb 150 km Luftlinie um Leipzig ist nicht überschaubar - sie ist schlicht und ergreifend nicht vorhanden. Die nächsten Gelegenheiten die überhaupt in Frage kommen sind Marienwerder nördlich von Berlin und ein Lauf in der Nähe von Jena. Letzterer fällt aber raus, da es mir ein wenig zu krasse An- und vor allem Abstiege gibt. Dem geschundenen Körper hier leichtfertig den Rest zu geben kommt nicht in Frage.


Somit schön fluffig übers Internet für sehr kleines Geld angemeldet um das Risiko des "Ausblendens" dieser Möglichkeit deutlich zu minimieren. Heute ist es nun soweit. Der Wecker klingelt 5:30 Uhr und ohne Erinnerung an Details gelang tatsächlich das Kunststück aus dem Bett zu kommen. Wie professionell! :)
Rein ins Auto und durch teils heftigen Regen werden die ersten 280 km des Tages bewältigt. Pünktlich kurz nach 9:00 Uhr Ankunft auf dem lokalen Acker - äh Parkplatz. Obwohl ordentlich was los war, hatte jeder innerhalb kürzester Zeit seine Startunterlagen. Schnell in den zahlreichen Umkleidekabinen umgezogen und nach kurzem Einlaufen ging es dann auch schon in die heiße Startphase. Das Wetter war soweit top. Kein Regen und stärkerer Wind nur in Böen. Da heute keine Bestzeit rauskommen muss, geht das voll in Ordnung. Hauptsache die körperliche Belastung stimmt.
Schon fast erschreckend unproblematisch ist alles organisiert. Man hätte denken können, die haben alles schon tausendmal geprobt. Fantastisch!

Pünktlich kurz nach 10:00 Uhr fällt der Startschuss. Direkt aus erster Reihe mit den anderen Halbmarathon- und 10,5 km - Läufern geht es los. Auf den ersten Metern findet sich irgendwie überhaupt keine Gruppe zusammen, aber es geht angenehm gesittet zu. Kein Rempeln oder Ähnliches. Dafür wird mir recht schnell klar, warum der Lauf baff - Naturmarathon Marienwerder heißt. Letzter Teil des Tittels war bei der Planung der Anreise klar. Baff ist man ja auch immer wieder. Natur kann alles sein, die Idee dahinter wird jetzt aber detaillierter. Ordentlich Sand, Wurzeln, anderweitige Unebenheiten, kleinere Anstiege und heute zusätzlich im Angebot Wind. Wie heißt es doch so schön immer wieder im Radio ... "dieser Weg, wird kein leichter sein ..."

Direkt nach dem Start setzen sich zwei Läufer ganz leicht ab, aber nicht mehr als 30 Meter. Nun war ich nicht mit unnötigem Wissen über die Zugehörigkeit der anderen Läufer bezüglich deren heutiger Wettkampfstrecke (Halbmarathon oder Viertelmarathon) belastet und konnte mich voll und ganz auf die eigenen inneren Werte, wie Körpergefühl und Herzfrequenz verlassen. Das Schöne ist ja, dass man bei Wettkämpfen aus der Marathonvorbereitung heraus, in der ersten halben Stunde das Körpergefühl und in der letzten halben Stunde die Herzfrequenz in die Tonne kloppen kann. Die Ansage für heute war vergleichsweise einfach. Die ersten 12 km hat der Puls unter 175 zu bleiben, danach darf die nach oben offene Quälerei-Skala erklommen werden. Diesem Schema folgend ergab sich auf dem ersten Kilometer das Verfolgen der beiden vorauseilenden Läufer. Der Abstand wurde zunehmend kleiner und siehe da, auf einmal war ich vorn. An und für sich ein sehr schönes Gefühl, heute aber mit gewissem Risiko. Ich habe keinen Plan wo die Strecke lang geht und ein Führungs- oder Begleitfahrzeug gibt es auch nicht. Nicht einmal Streckenposten gab es. Das war aber auch alles nicht notwendig, da liebevoll große Pfeile aus Sägespänen auf die Erde gemalt waren. Hier und da noch die Kilometermarkierungen gut sichtbar an die Bäue geklebt - ich sag nur NATURmarathon. Die Veranstaltung ist öko pur. Auch die Startnummern werden erkennbar wiederverwendet. Das gefällt!

So nach und nach vergrößert sich der Vorsprung auf 300 m. Es ist nunmehr ein einsamer Lauf, was aber durch eine sehr schöne Landschaft und der Erfordernis den Boden genauer zu begutachten überhaupt kein Manko darstellt. Es macht halt riesen Spaß vorneweg zu Laufen. :D
Zum 10,5 km Rundendurchgang stürmt dann doch noch ein Läufer von hinten heran und zieht kurz vorm 10,5 km - Ziel an mir vorbei, aber heute ist wohl nichts unbedeutender als das. Stattdessen geht es weiter gut voran, auch wenn mich der recht starke Wind zum Teil ordentlich ausbremst. Nach 21,1 km und 1h18min43s ist es geschafft. Mit deutlichem Vorsprung ist der Sieg perfekt. Nur der Moderator hat nix mitbekommen. Plaudert pausenlos was von Läufern der M65 und so. Fairerweise ist zu sagen dass inzwischen das Marathonfeld die erste Runde komplettiert, aber naja. Jede Veranstaltung muss einfach irgendeine kleine Schwäche haben. Solange es nur sowas ist ... ;)


Am Ende des Tages bleibt festzuhalten, dass 21,1 km in 3:43 min/km auch bei leicht suboptimalen Bedingungen möglich sind. Greif gibt für den heutigen Lauf eine Zielzeit von ca. 1:17h an, was denke ich hinkommen würde, wenn die Bedingungen vergleichbarer gewesen wären. Auch fehlte mir auf den letzten Kilometern die nötige Konsequenz ans Limit zu gehen. Unterm Strich somit alles gut. Der baff-Naturmarathon scheint mir ein idealer und außerordentlich sympathisch organisiert und durchgeführter Wettkampf zu sein. Wenn es doch nur nicht so weit weg wäre...


(Noch 29 Tage)