Dienstag, 24. Mai 2016

Rennsteig Supermarathon – planlos sub 6h


Nun war es soweit: 72,7 km über den Rennsteig wollten gelaufen werden. Profiliertes Gelände, weit mehr als Marathondistanz und bereits 6:00 Uhr Start. Mal was anderes und für mich entsprechend unberechenbar.


Alles andere als unberechenbar war jedoch das Drumherum organisiert.  Anreise und Übernachtung mit freundlicher Unterstützung von Ronald und Katja von der LG exa. Direkt aus‘m Bett an der Startlinie – geil. Allein die Vorstellung dass manche nachts um 3 irgendwo in einen Bus einsteigen um dann drei Stunden später den Rennsteig-Supermarathon anzugehen … Somit ganz großen Dank auch für die zusätzliche Motivation!!!


Am Start dann eigentlich alles wie immer – nur das alles etwas ruhiger zuging. Kein Wunder um diese Uhrzeit gepaart mit dem Respekt vor dem was da hinter dem Startbogen auf uns alle zukommt. Pünktlich geht es dann auch los. Faszinierend ohne „Geschwindigkeitsdruck“ in einen der Jahreshöhepunkte zu starten. Zum Thema Tempoeinteilung galt die Marschroute schön im GA1-Herzfrequenzbereich zu bleiben. Also maximal 160 in der Ebene und bergan möglichst unter 165. Natürlich hab ich auch mal in die Ergebnislisten der letzten Jahre geschaut und da waren die Spitzenleute (außer Christian Seiler) alle so ungefähr nach 2h oben auf dem Großen Inselsberg. Das würde einen Schnitt von ca. 4:45 min/km bedeuten. Schneller würde somit nicht so gut sein, wenn die Kraft bis zum Schluss reichen sollte. Zielzeiten zu bestimmen war eigentlich vollkommen sinnlos, aber unter 6h zu kommen schien nicht ganz unmöglich und vom Klang her … Sub-6 … J


Der Startschuss fiel und – genau wie beim Leipzig Marathon – setzt sich einer sofort nach vorne ab. Dahinter eine große Gruppe bei der ich einfach mal mitlaufe. Geht ja alles gaaanz easy. Schnell verlassen wir den städtischen Bereich und es geht ordentlich bergauf. Alles fühlt sich gut an, die anderen Läufer um mich herum schnaufen deutlich mehr als ich. Nur eines macht mich skeptisch: die Uhr zeigt nen Schnitt um 4:30 min/km an. Die Kontrolle mit der gemessenen Streckenlänge zeigt, dass die Werte korrekt sind. Als nach einer halben Stunde sich die Gruppe in die Länge zieht lasse ich mich bewusst leicht nach hinten durchreichen. Mit angezogener Handbremse zu laufen wurde mir von den erfahrenen Hasen angeraten. Dann machen wir das einfach so.


Extrem kurzweilig verging die Zeit des ersten Aufstiegs. Ganz knapp unter 2h für das Erreichen des Großen Inselsberggipfels. Die Beine sind frisch und auch das Gel scheine ich sehr gut zu vertragen. Läuft bestens! 
 Das steile Stück den Inselsberg hinab funktioniert deutlich besser als erwartet. Dabei zeigt sich, dass ich bergab deutlich besser zurechtkomme als die anderen. Damit wird die Strategie klar. Bergauf nur so viel Kraft wie nötig um halbwegs voranzukommen und runter rollen lassen. Die Kilometer fliegen jetzt nur so dahin … 30 … 40 … 45. Bei Kilometer 50 dann eine spontane Schwächephase. Absolute Lustlosigkeit und Müdigkeit. Ich wäre am liebsten ausgestiegen. Aber es muss ja weitergehen. Hauptsache WeiterLAUFEN. Egal wie schnell und wie es sich anfühlt. Das wird schon wieder weggehen. Bei km 54 dann der Grenzadler. Ich gönne mir jetzt eine richtige Gehpause. Schnappe mir zwei Becher Cola und eine handvoll Apfelstückchen und marschiere gemütlich weiter. Hinter mir wird inzwischen die erste Frau angesagt. Diese Art von Pause schien genau das Richtige zu sein. Langsam kam die Kraft wieder und bei einigen Begegnungen wurde mir was vom 10. Platz erzählt. Nun ging es zwar eh nicht um die Gesamtwertung, aber in der Altersklasse sollte mit Blick auf die vergangenen Jahre durchaus was gehen – außer Platz 1, da hätte Marc Schulze aussteigen müssen.


Der Abschnitt bis zum Großen Beerberg bei km 61 lief nun wieder richtig gut. Das lag auch daran, dass jetzt einiges los war auf der Strecke. Drei Läufer direkt vor mir und 2 kommen von hinten auf. Richtige Action im Kampf um die Top Ten – mittendrin statt nur dabei! :D


Mit dem verheißungsvollen Blick auf eine mögliche Zielzeit von 5:45h geht es nun anfangs zügig bergab. Zum Kreuzwege geht es bei km 68,5 nochmal ein wenig bergauf – nun wird es aber wieder sehr mühselig. Zahlreiche Wanderer begleiten nun die Strecke. Grandioser Applaus und zum Teil richtige Begeisterung und großer Respekt vor uns Supermarathonis strahlt uns entgegen. Wie bei Olympia! Nur eine Nordic-Walkerin hat mich mit ihren Stöcken getroffen, war aber nicht weiter schlimm. Wesentlich unangenehmer war nun, dass die Strecke partout nicht aufhören wollte. Die letzten 20 min des Laufs dauerten eine gefühlte Ewigkeit. Kein Bock mehr und das doofe Ziel will nicht kommen. Maaaan!!! Fertig mit der Welt ging es dann irgendwie sehr schnell. Eben noch gefühlt mitten in der Pampa – plötzlich auf der Zielgeraden. Ein wenig surreal. 
Das Gefühl auf der Zielgeraden und im Ziel nach 5:51h lässt sich am besten mit Erleichterung beschreiben. Einen herzlichen Empfang bereitete mir dann auch Dietmar Knies direkt hinter der Ziellinie: „Hier kann auch kein Leipziger mehr gewinnen.“ Mehr gab es nicht zu sagen. :D Dazu passt irgendwie auch der 6. Platz in der AK. Die M30 war wohl dieses Jahr einfach mal dran. Naja ich hatte mein Platzierungsglück ja schon beim Leipzig Marathon, also alles bestens.


So schön der Lauf in all seinen Facetten auch ist, so kann ich mit der Sub-6h für die nächsten Jahre einen Haken dran machen und mich wieder auf die großen Ziele konzentrieren, die ich läuferisch noch erreichen will. Allen anderen sei der Supermarathon definitiv als äußerst attraktiver Einstieg in die Ultraläufe empfohlen. Die Veranstaltung fetzt. :D