Montag, 10. August 2009

Warnowtunnelmarathon

Der Sommer bietet ja für Freizeitsportler wie mich pausenlos Gelegenheiten zum Austoben. Also jagt ein Highlight das Nächste. Sechs Tage nach dem Triathlon stand ich somit 18:30 in Rostock vor dem Rathaus. It's time to run!

Um mich nicht unnötig zu beunruhigen hab ich mich im Vorfeld nicht genauer mit der Strecke und weiteren Details auseinandergesetzt. Vernünftig durchkommen und gut ist ... bin ja schließlich nicht alleine da.

Mit den Einzelkämpfern über die Marathondistanz starten gleichzeitig die Staffelläufer. So sechs bis acht Läufer pro Team. Hoffentlich liefern die sich keine kleinen Pseudowettrennen mit uns armen "42 km - Freaks" ... Mal schauen was wird!

Der Startschuss fällt und die doch sehr kleine Läuferscharr bricht auf ins Abenteuer. Die Temperaturen sind nicht allzu hoch, es ist bedeckt und die Luftfeuchtigkeit im grünen Bereich. Bis auf die fehlende Energie in den Beinen gibt es keine Ausreden. Vom Neuen Markt geht es auf die lange Straße mit einer 180°-Kehre. Leipziger fühlen sich hier durchaus heimisch. Ganz an der Spitze haben sich vier schnelle Staffelläufer zu einer Gruppe gefunden, kurz dahinter dann der erste "Volle". Auf der kleinen Schleife im Stadthafen sortiert sich das Feld langsam. Die ersten sechs gelaufenen Kilometer lag der Schnitt bei 4:25 min/km. Die Beine signalisieren dabei aber schon, dass am Ende eine wesentlich geringere Pace rauskommen würde. Auf dem Dierkower Damm in Richtung Gehlsdorf streckt sich das Feld immer weiter. Auf hundert Metern laufen höchstens fünf oder sechs Mann. Von Stimmung am Streckenrand ist nix zu spüren. Hier und da mal drei Leute, das war's dann aber auch schon. Bei Kilometer acht geht's nach links ins saftige Grün in Richtung Hafenbecken. Ein wohltuender Anblick der ein wenig Ablenkung verschafft. Das Tempo liegt jetzt knapp über 4:30 - zu hoch um gut durchzukommen aber man darf sich ja auch mal was gönnen!

Schön nah am Wasser entlang durch Gehlsdorf, was nach zwölf Kilometern fürs Erste passiert ist. Auffällig sind die zahlreichen Sanitäter am Streckenrand. Vom Gefühl her wird man alle 1000 m gründlich beobachtet. Hut ab vor dieser Einsatzbereitschaft!

Bis Kilometer 19 plätschert das Rennen so vor sich hin. Der Kilometer braucht nun 4:40 min und nach vorn und hinten sieht man nur zwei Läufer. Am Streckenrand konzentriert sich das Geschehen auf die Wechselpunkte und Sanitäter. Wer also seine Ruhe braucht - auf nach Rostock zum Marathon!

Jetzt kommt endlich das Highlight dieser Veranstaltung, der Warnowtunnel. Jetzt geht's runter ... zumindest in der Theorie. Praktisch war da noch die "kleine" Brücke über die A19. Wenn schon Brücke, dann aber richtig. Nicht das sie so verdammt hoch ist, aber nachdem es so schon ständig auf und ab ging, tat der Anstieg doch weh. Beim Eintauchen in den Tunnel liegt die Halbmarathonzeit bei 1:36:00. Rechnerisch also Kurs auf Bestzeit, real eingeschätzt Kurs auf den Supergau.

Vor dem leistungstechnischen Supergau kam nun aber der verkehrstechnische Supergau. Vor mir zeigt sich am Ende des Tunnels das Ende vom Halbmarathonfeld. Jene sind 20:00 Uhr gestartet, also vor genau sechs Minuten. Ich gebe ja zu, es ist ein geiles Gefühl als Marathonläufer durchs Halbmarathonfeld zu düsen, vorbei an attraktiven Läuferinnen und leicht neidisch guckenden Joggern. Das nützt am Ende aber alles nix und der Hindernisparkur braucht seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Nach dem IGA-Gelände nun das erneute Abtauchen in den Tunnel. 26 Kilometer in genau 2 Stunden bin ich jetzt unterwegs. Während links die Marathonis entgegenkommen, Keuchen sich rechts so einige die Seele aus dem Leib. Was haben die denn heute vor? Sanitäter gibt es ja genug. :)

Die Beine werden jetzt schwerer und schwerer. Bei Kilometer 32 biegt das Halbmarathonfeld ab, während der Marathon geradeaus weiter führt. Wenn da nicht hundert Meter weiter ein Verpflegungsstand gewesen wäre, hätte man denken können, dass der Streckenposten mich verarschen will. Keine Menschenseele auf den nächsten 800 Metern zu sehen!!! Wir haben's jetzt kurz nach Neun, es wird dunkel.

Einsam, erschöpft und unmotiviert im 5:30er bis 5:40er Schritt durchs subjektive Niemandsland.

Passend dazu regelmäßig Sanitäter und gelangweilte Streckenposten. Ist das das Ende? Schön wär's, ab und zu steht da am Streckenrand noch so ein Schild mit "noch ... km". Das endlose Leiden ist also doch endlich!

Zwischen Kilometer 33 und 40 sind mir ganze fünf Läufer begegnet, besser gesagt an mir vorbeigeschlichen. Ein Streckenposten berichtete lautstark am Telefon

"Das ist voll krass hier, alle 5 Minuten kommt mal einer vorbei und dann ist wieder Ruhe. Ich schlaf hier gleich ein."

An Schlafen war bei mir nicht zu denken, aber das Bett wäre jetzt toll. Zum Glück kommt bei Kilometer 40 wieder etwas Leben in die Bude. Die Rostocker Innenstadt ist fast erreicht. Die Schleife durch den Stadthafen bleibt uns zum Glück erspart. Wir dürfen direkt den Schlussanstieg der Krämerstraße in Angriff nehmen. Psychologisch herausfordernd geht es nah am Ziel vorbei noch mal zur Spitzkehre auf der Langen Straße. Dabei machte jene Straße ihrem Namen alle Ehre. Nach 3:29:43 war das Drama aber endgültig vorbei. Mir war schlecht und ich hatte Durst. Blöderweise belagerten die Halbmarathonläufer die Getränkestände und so zog es sich ein wenig.

Mit der Zeit bin ich sehr zufrieden. Unter 5:00 min/km bei welligem Profil, demoralisierenden Wettkampfverlauf, höheren Temperaturen und dem Triathlon zuvor passen. Man bin ich ein Held. :D

2 Kommentare:

herchi hat gesagt…

Gratulation!!! ... und trotzdem hat die Rostocker Marathon Nacht irgendwas!? :-)

Anonym hat gesagt…

Glückwunsch!
Hättest Dir ja auch einen Lauf in der Sonne suchen können. :)
Da war's wenigstens relativ flach.

Jan