Die
Vorbereitung war vergleichsweise kurz, die Motivation jedoch hoch. Somit wollte
(musste) ich in der Vorbereitung und beim Wettkampf mal ein paar neue Dinge
ausprobieren. Das theoretische Lauftraining war kein Geheimnis, hab ich ja
vereinsintern indirekt als Rahmentrainingsplan verteilt. In der Praxis waren insbesondere
die langen Läufe nach einem wunderschönen aber vollständig sportfreien,
dreiwöchigen Kanada-Urlaub eine echte Hürde. Die langen Läufe nach Kanada mal
im Detail:
- 09.09. 9 km in 4:34 min/km, erster „Lauf“ nach der Pause. Trampeln ohne Gefühl - bis auf die Sehnsucht, dass es doch hoffentlich bald vorbei ist. Die Herzfrequenz im Bereich eines 10km-Wettkampfs.
- 17.09. 22 km in 4:46 min/km, so schön die Zahlen aussehen, mir geht es hunde-elend
- 24.09. 33 km mit Oberholzer Lauf von Kilometer 13 bis 23 in 3:58 min/km. Der Rückweg nach Hause im gequälten 6er Schnitt, die letzten 2 Kilometer habe ich nicht mehr geschafft. Walking bei Nieselregen und Kraftlosigkeit. Ein Traum. Die Badewanne war toll!
- 30.09. Dieses Wochenende kein langer Lauf, stattdessen als Pacemaker beim BMW-Lauf über die 10 Kilometer. Geplant war den langen Lauf am Montag nachzuholen, jedoch scheiterte dieser Versuch nach 18 Kilometern. Kraft- und lustlos vom Cossi 4 km nach Hause wandern. Läuft ja prima …
- 8.10. 32 km in 5:26 min/km. Langsam aber vom Gesamteindruck unauffällig. Wie die letzten Wochen auch mit Problemen in den Sprunggelenken ab ca. 20 km. Die Gelegenheit zum ergänzenden Mountainbiken genutzt und Freitag und Samstag damit in Summe 5h den Fettstoffwechsel auf dem Rad trainiert.
- 15.10. 32 km in 4:49 min/km. Bis auf die Fußprobleme eigentlich ganz gut. Wie letztes Wochenende wieder mit dem MTB unterwegs gewesen. Also für einen Radmarathon bin ich fit, so tiefenentspannt und zeitgleich schnell war ich auf dem Rad noch nie unterwegs. Das Ganze quasi nüchtern.
- 22.10. 21 km in 4:48 min/km. Bis Kilometer 15 ein grandioser Lauf, danach streikten mal wieder die Sprunggelenke. Von den geplanten 30 Kilometern lieber nur die „kleine „ Runde umgesetzt. Ein Abwägen aus Kosten und Nutzen. Auch wenn die Formkurve nicht eindeutig ist, was die zweite Hälfte beim Marathon zu erwarten lässt, wollte ich zumindest den Start nicht aufs Spiel setzen. Die 2,5h auf dem MTB am Freitag waren wieder grandios.
- 29.10. Raceday!
Ich will an
der Stelle aber nicht verschweigen, dass die Tempoeinheiten unter der Woche in
der Trainingsgruppe, insbesondere mit Roberto, sehr gut und auch in einem sehr
vernünftigen Rahmen verliefen. Zudem stimmten die Wochenkilometer mit einer
sehr peniblen Trainingsplanung und Umsetzung für die optimale Steigerung in den
Bereich um die 100 Kilometer. Es musste alles an persönlicher Erfahrung und
Trainingstheorie herhalten, um auf Kurs zu kommen und zu bleiben. Auch das
Athletiktraining konnte ich sehr effektiv an die Gesamtsituation anpassen. Ohne
dieses Hintergrundwissen, wäre das alles nicht gut gegangen. Die Probleme am
Fuß zeigen auch, dass es die körperliche Grenze des Formaufbaus war. Manchmal
gehört eben auch sehr viel Glück dazu. Zudem ist es definitiv keine Variante,
die man mehrmals hintereinander durchführen sollte. Also ihr Kinder da draußen:
Bitte nicht nachmachen!
In höchster
Not nach Auswegen bzgl. der Fußschmerzen suchend, hab ich mir am Dienstag vor
dem Marathon noch ein paar weiche Einlegesohlen im Leipziger Laufladen besorgt.
Schön im Alltag die Wettkampfschuhe mit besagten Einlagen eingetragen, half
dies anscheinend. Zumindest hab ich seitdem keine Probleme mehr. Auf die Idee
hätte man natürlich deutlich eher kommen können.
Beim
Wettkampf in Frankfurt dann ernährungstechnisch die
spartanische Variante gewählt. Bis km 30 nur ein paar Schlückchen Tee und dann
der Griff zur Cola. Das Geheimnis ist das Mischungsverhältnis: 9/10 Aufnahme
über die Gesichtshaut und Brustkorb, 1/10 über den Mund. Hat anscheinend gut
geklappt. Als Motivationshilfe dienten Roberto und Peter Schumann. Der eine zog
von vorn (das kannst du dir doch nicht bieten lassen!), der andere schob von
hinten (alle beide vor mir – niemals!!!!). Konnte man sich morgens bei
peitschendem Wind mit reichlich Regen kaum auf den Füßen halten, so besserte
sich die Gesamtsituation bis zum Start deutlich. Ein riesen Dankeschön an
dieser Stelle an die vielen Helfer! Das war echt nicht leicht!
Der Wind war aber weiterhin relevant. Der Start war sehr
turbulent, zumindest nach dem Gruppenkuscheln im Startblock. Umherrollende
Plasteflaschen und frei schwebende Plastikfolien kreuzten den Weg. Sehr viele
Stürze musste ich mir ansehen. Mich selbst hätte es auch fast gelegt. Irgendwie
blieb ich von Auswirkungen verschont und alles sortierte sich im Laufe der
ersten 10 Kilometer. Ziel war es möglichst unter 4:00er Schnitt zu bleiben und
auf das Überraschungspaket „Zweite Hälfte“ hinzuarbeiten. Bei Halbmarathon
wurde es etwas zäh mit dem Gegenwind. Irgendwo im Nirgendwo zwischen den
Grüppchen mit Windschatten. Die Halbmarathon-Durchgangszeit war mit 1:22:06
sogar etwas zu schnell.
Wenn man einen Marathon mal aufgeben musste und ein Jahr
danach bei der gleichen Veranstaltung wieder startet, gibt es diesen Moment
wenn man der Ausstiegsstelle näher kommt. Wenigstens weiter als letztes Jahr zu
kommen, ist dann doch ein kleiner Sieg. :D Souverän dran vorbei, obwohl auch der
heutige Ausgang des Rennens sehr schwer einzuschätzen ist. Auf der Mainzer
Landstraße hab ich dann mein schnell schlagendes Herz in die Hand genommen und
es einfach mal versucht. Rein von den Zwischenzeiten her, war sogar Bestzeit
nicht ausgeschlossen. Versuch macht klug und manchmal wird Größenwahn ja auch
belohnt. Druck machen bis es nicht mehr geht. In der Innenstadt ging dann im
kühlen Schatten und unregelmäßigem Wind ab Kilometer 38 muskulär nicht mehr
viel. Die Kilometer ziehen sich in die Länge wie es nur ein Marathon erlebbar
macht. Aber zum 4er Schnitt und 2:48:10h hat es dann zum Glück doch noch gereicht.
Ein versöhnlicher Abschied aus der Metropole am Main.
Viele DHfKler konnten ihre Ziele souverän erfüllen und vor
allem ist keiner verletzt worden. So schlecht war das Trainingskonzept also
nicht. Respekt an Tina, die im richtigen Moment ausgestiegen ist – genau das
gleiche Schicksal ereilte mich ja letztes Jahr. Der Höhepunkt des Tages war
dann noch Sandras Silbermedaille in ihrer Altersklasse im Rahmen der Deutschen
Meisterschaften, da kann man nur den Hut ziehen. Herzlichen Dank an Peter
Schütze und Mike Kaczmareck für dieses wieder einmal hervorragend gelungene Gesamtpaket.