Sonntag, 22. April 2012

Leipzig Marathon 2012 - 2:43:41 h

So ewig sich die Vorbereitung hinzieht, so schnell ist es dann auch wieder vorbei. Wenn es zum Happy-End kommt sind die Leiden der letzten Wochen aber (fast) vergessen: 2:43:41 h für etwas windigere 42,195 km!!! Ein Traum wird wahr ... *geil*

Der Lauf hatte schon etwas meditatives an sich. Von den nicht ganz 3 h konnte ich mich wohl 2 h ganz auf mich konzentrieren. Keiner neben mir, keiner näher als 500 m davor oder dahinter. So sehr ich mir manchmal diesen Zustand am Arbeitsplatz wünsche, es muss natürlich immer wieder beim Laufen sein. Wichtigste Begleiter waren somit die Schuhe, der Forerunner und die Marschtabelle mit den Durchgangszeiten für 2:43 h Zielzeit. Den nicht ganz zurückhaltenden Wind muss man nicht erwähnen - so schlimm war es nun auch nicht.

Aber nun zu den Details. Am Start fühlte sich alles sehr gut an. Nicht das kleinste Zwicken oder andere Gründe zum Pessimismus. Also ran an den Speck! In Reihe zwei bis drei eingereiht (cooles Gefühl, wenn man da auch hingehöhrt) und dann ging es auch schon los. Irgendwie krass, da treibt man monatelang einen riesen Aufwand für diesen Augenblick und dann geht das ohne Schnörkel einfach los. 

Vom Adrenalin getrieben marschierte ich in 3:50 min/km los. Ein kurzes Durchzählen der Laufschuhe vor der Nase bis zum Führungsrad ergab Position 10. Schnell war klar, dass Jakob das Rennen bei normalem Verlauf gewinnen müsste - einen wirklichen Gegner konnte ich nicht erkennen. Schade, dass Jakob und Lars nicht mehr für den SC DHfK starten. Aber das soll heute nicht mein Thema sein. Sub 2:45. Da ja alle Zielgrößen einer gewissen (beidseiten) Toleranz unterliegen galt es 2:43 zu laufen. Bis km 2 durfte ich in einer "Gruppe" laufen. Wir waren zu dritt ^^. Da die beiden Anderen ein Tempo  deutlich schneller als 3:50 einschlugen hab ich dann lieber auf den Kopf gehöhrt: Dat iss zuviel! 

Was macht man nun. Sightseeing? Kenn ich schon. Ein Lied anstimmen? Die armen Menschen am Straßenrand und für gute Leistungen gänzlich ungeeignet. Striptease beim Laufen? (Zurecht) Verboten. 
Also doch einfach nur Laufen im Zieltempo. Die Herzfrequenz tut das was sie soll und übt sich in Zurückhaltung. Aber irgendwie läuft es vom Gefühl her nicht ganz rund und dann immer wieder zwischendurch leichtes Seitenstechen - dennoch nix ernstes. Die Durchgangszeiten alle 5 km sind bis einschließlich 25 km voll auf Zielzeit. Der Wind machte die Sache nicht unbedingt leichter, im Vergleich zum Halbmarathon in Lengenfeld aber kaum der Rede wert. Von Kilometer 19 bis 26 lief ich dann wieder mit einem Läufer meiner Anfangsgruppe. Danach? Ja wie gewohnt eben. Weder positiv noch negativ hervorstechende Ereignisse. Immer weiter im Zeitplan bleiben. Die Pace sank ab km 30 ein wenig ab. Jedoch nur etwa 3 bis 5 Sekunden auf dem Kilometer. Beinahe lächerlich. Musste ich beim Erreichen der Richard-Lehmann-Straße den Ausstieg Jörg Giebels wahrnehmen, so kam durch einen weiteren Läufer am weit entfernten Horizont endlich wieder ein Lebenszeichen bezüglich Läuferfeld. Von derzeit Position 8 war also tatsächlich noch was nach vorne möglich. Der Weg zum Ziel ist noch sehr lang, dank der 180° Spitzkehre sieht man jedoch wunderbar wie es da vorne im Niemandsland aussieht. Da geht noch was. 
Den Schleusiger Weg auf der zweiten Runde langzulaufen war ... sagen wir mal anspruchsvoll. Die Beine wurden (warum auch immer ^^) zunehmend schwerer. Beim Sportbad an der Elster kam der große Augenblick: Platz 7. Der perfekte Ort. Gerade vor der "idyllischen" Erich Zeigner Allee setzte jetzt der Fluchtinstinkt ein. Die schnell einsetzende Stille hinter mir deutete zwar auf eine recht sichere Sache hin, aber Umdrehen gilt nicht. Jetzt geht die Party los. 3 km oder nicht ganz 12 Minuten "Laufen was die Socken hergeben". Gemessen an den relativ schweren Beine startete der Flug ins Ziel. Ohne irgendwelche Riegel oder Gels und mit wenig Flüssigkeitszunahme während des gesamten Laufes war nun Tunnelblick angesagt. Es hatte was von Need for Speed. Siehe da, da vorne hat noch einer massive Probleme. Zwar viel zu weit weg um noch einen Platz gut zu machen aber für die Psyche genial. 

Dann der lang ersehnte Moment. Meiner Meinung nach viel besser als "Ankommen in Frankfurt". Direkt vor dem Start der Halbmarathonis durch den von Menschen sehr gut gefüllten Start-/Zielbereich. Was für ein Kontrast! Überwältigend. Links haufenweise Zuschauer die einen wohl zum Teil kennen und rechts die Läufermeute. Ein schöner Lohn für die hunderten Laufkilometer bei klirrender Kälte draußen im Winter oder auf dem Laufband im Schwitzkasten. Der Himmel auf Erden. Noch besser: im 3:30er Schnitt auf der Zielgeraden!

Wie würde man im englischen Fernsehen sagen: "Absolutely dynamite!"