Das Marathonsabbatjahr neigt sich dem Ende zu. Der Schwung
des Sommers ist bereits spürbar am Nachlassen. Doch noch einmal sollte es über die 10km in
Berlin und über dem Halbmarathon in Dresden möglichst schnell werden.
Erster Akt: Berlin – Asics-Grand-10. Schnelle Strecke, viele
gute Läufer und kein großer organisatorischer Aufwand. Mit dem klaren Ziel
unter 35 Minuten zu laufen ging es an den Start. Es war recht kalt und windig.
Kälte ist kein Problem, im Gegenteil sogar perfekt. Nur das mit dem Wind ist so
eine Sache. Der Startschuss fällt und die Masse an Läufern bewegt sich in
Richtung Osten – genau dahin, wo der zunehmend schärfere Wind herkommt. Nach
wenigen hundert Metern wird aus der breiten Masse in zunehmend schmales Band
aus Läufern. Kleine Grüppchen bilden sich. Leider verschlägt es mich ins
Niemandsland zwischen besagten Grüppchen und der Wind pustet beständig die Kraft
aus den Beinen. Noch nicht in direkt spürbar, aber man weiß ja was da gerade
passiert. Trotz dieser Umstände halte ich die 3:30 min/km – am Ende wohl zu
ambitioniert für heute. Durchgangszeit bei 5 km exakt bei 17:30 min. Die Zeit
passt perfekt, aber alles andere als perfekt fühlt sich bereits hier der Körper
an. In diesem Moment steigt auch der Geist aus. Nur in Wellen gelingt es mir,
mich genügend zu motivieren, den Kampf um die Zeit wieder aufzunehmen. Zwischen
Kilometer 6 und 8 wäre ich permanent am liebsten ausgestiegen. Den letzten
guten Kilometer laufe ich zusammen mit Nora Kusterer in Richtung Ziel, ohne
auch nur irgendwie auf die Zeit zu achten. Schon fast positiv überrascht sehe
ich die Zielzeitanzeige mit einer Zeit nur knapp über 35 Minuten. 35:17.
Vielleicht ist es purer Luxus damit nicht zufrieden zu sein, aber die
Enttäuschung saß richtig tief. Mit diesem Gefühl verzichtete ich in der Woche
vor dem Halbmarathon in Dresden auf irgendwelche Tempoeinheiten. Stattdessen
wollte ich dem Körper die Gelegenheit geben sich maximal zu erholen.
Der letzte große Wettkampf des Jahres ist der Halbmarathon
in Dresden. Geerdet vom 10er nur eine Woche zuvor ließ ich mir bis zum Start
die Option offen nur locker mitzulaufen. Die letzten Minuten vorm Startschuss
entschied ich mich dann doch für den Mittelweg aus ungebändigten Optimismus und
Herbstdepression. Bestzeitversuch mit konservativem Beginn. Im Gegensatz zum
10er mit der alten unerreichbaren Fabelbestzeit von 34:18min liegt die
Messlatte auf Halbmarathon mit einer 1:18:25h deutlich niedriger. In Dresden
spielte der Wind keine Rolle. Dafür ist der erste Teil der Runde vom Profil und
Untergrund etwas schwerer zu laufen. Den Fehler des 10ers wollte ich unbedingt
vermeiden und so ging es recht komfortabel auf den ersten Kilometern los. Kilometersplits
von 3:45 bis 3:52 sind für die selbstauferlegte Marschroute genau das Mittel der
Wahl. Heute läuft’s! Für mich eigentlich untypisch habe ich zwei Gels mit
dabei. Es ist so eine Mischung aus Psychomaßnahme aufgrund der Erfahrungen aus
Berlin und obendrein auch ein Verträglichkeitstest unter erhöhter Belastung.
Spätestens beim Rennsteigsupermarathon wird das Thema Wettkampfernährung sehr
wichtig. Erstes Highlight ist der Flug hinein in den Waldschlösschentunnel –
wenn was gut geht, dann der Abstieg. Dann lange und langsam ansteigend nach
oben auf die Waldschlösschenbrücke. Ich konnte sogar ein wenig das Panorama
genießen bevor es Richtung Großen Garten wieder etwas kurzsichtiger wird. Die
Beine sind heute gut und ich laufe mal wieder allein. Heute aber kein Problem.
Vor mir in Sichtweite immer eine kleine Gruppe um die erste Frau im
Halbmarathon. Ebenfalls in dieser Gruppe zwei Marathonläuferinnen aus dem
warmen Süden. Mittlerweile hat sich die Pace bei 3:40 min/km stabilisiert und
es rollt einfach Richtung Ziel. Die beiden Gels machen keinerlei Probleme – nicht
einmal irgendeine Form von Sauerei. Läuft wie im Westfernsehen. Auf den letzten
beiden Kilometern gehe ich ein wenig an meine Schmerzgrenze um eventuell noch
Richtung 1:17:00h zu kommen. Aber es sollte am Ende „nur“ zu einer äußerst
zufriedenstellenden 1:17:27h – gleichbedeutend mit Rang 20 von 2110 - reichen.
Unterm Strich somit ein gelungener Jahresausklang, der
Motivation für die langen Kanten 2016 bringt.